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Konklave: 10 FAQ

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Konklave: 10 FAQ

FAQ 1

1)

Wie läuft ein Konklave heute konkret ab?

Sobald ein Papst stirbt oder resigniert, ruft der Kardinaldekan alle wahlberechtigten Kardinäle (unter 80 Jahren) nach Rom. In täglichen „Generalkongregationen“ klären sie offene Verwaltungsfragen und schwören Verschwiegenheit. Dann schreitet der Tross in Prozession in die Sixtinische Kapelle. Dort ertönt das Kommando „Extra omnes!“ – alle Nicht-Wähler hinaus. Ab jetzt gilt komplette Abgeschiedenheit: kein Handy, kein Laptop, nur ein streng gefilterter Briefschlitz. Zwei Wahlgänge am Vormittag, zwei am Nachmittag: Jeder Kardinal schreibt handschriftlich „Eligo in Summum Pontificem…“ und faltet den Stimmzettel dreifach. Nach jedem Durchgang werden die Zettel verbrannt – schwarzer Rauch bei keinem Ergebnis, weißer bei Erfolg. 2013 dauerte es nur fünf Wahlgänge, bis „Habemus Papam“ Jorge Mario Bergoglio alias Papst Franziskus verkündet wurde.

FAQ 2

2)

Wer darf am Konklave teilnehmen und warum liegt die Altersgrenze bei 80 Jahren?

Seit Paul VI. 1970 die Konstitution Ingravescentem aetatem veröffentlichte, verlieren Kardinäle an ihrem 80. Geburtstag das Stimmrecht. Der Papst wollte die Runde überschaubar halten und dem aktiven Dienst Vorrang geben. Heute umfasst das Kardinalskollegium rund 240 Männer, davon knapp 130 wahlberechtigt. Die Gruppe spiegelt zunehmend die globalisierte Kirche: Elektoren aus Asien, Afrika und Lateinamerika stellen schon fast die Hälfte – ein drastischer Wandel gegenüber den rein europäischen Konklaven des 19. Jahrhunderts. Stimmberechtigt zu sein ist allerdings kein Zwang: 2005 etwa verzichtete der schwerkranke indonesische Kardinal Darmaatmadja aus Gewissensgründen auf die Teilnahme – ein seltener, aber zulässiger Schritt.

FAQ 3

3)

Warum nennt man den Vorgang „Konklave“ und was bedeutet „Extra omnes“?

Der Begriff stammt vom lateinischen cum clave – „mit Schlüssel“. Nach chaotischen Mittelalter-Wahlen, in denen rivalisierende Fürsten Kardinäle teils jahrelang zerstritten hielten, erließ Gregor X. 1274 die Bulle Ubi periculum: Von nun an bleiben die Wähler eingeschlossen, bis weißer Rauch steigt. Das Kommando „Extra omnes“ („alle hinaus“) markiert symbolisch den Moment, in dem die Welt ausgesperrt wird und Gottes Geist freie Bahn haben soll. Ein Schweizer Gardist dreht den Schlüssel zweimal um – jahrelang geschah das tatsächlich mit historischem Bartschlüssel, ehe 2005 ein modernes Hochsicherheitsschloss montiert wurde. Die Tradition des Einsperrens ist also gar keine Folklore, sondern eine fast 800 Jahre alte Krisen-Reaktion.

FAQ 4

4)

Wie entstand das Rauchsignal – und gab es dabei schon Pannen?

Der ikonische Schornstein wurde erst 1903 eingeführt. Zuvor erfuhren Römer das Ergebnis am Jubel oder an Botenritten. Um Verwechslungen zu vermeiden, mischt man seit 1958 Chemikalien bei: Kaliumchlorat, Laktose und Pech erzeugen schwarzen Rauch; bei Weiß wird eine zweite Kartusche mit Chlorsulfonsäure entzündet. Trotzdem gab es Missverständnisse: 1958 hielt man den ersten Rauch für weiß, Radiostationen meldeten voreilig einen italienischen Papst – am Ende kam der Venezianer Roncalli. 2013 war man schlauer: Parallel läuteten die Glocken von Sankt Peter, sodass Foto-Agenturen nicht wieder hereinfielen. Fun Fact: Während der Wahl von 1939 schickte ein Witzbold taubengraue Schwaden in den römischen Himmel und löste eine halbstündige Euphorie aus.

FAQ 5

5)

Welches war das längste – und welches das kürzeste Konklave der Geschichte?

Rekordhalter bleibt das Konklave von 1268-1271 in Viterbo: 33 Monate! Verärgerte Bürger deckelten das Kardinalspalais, rissen das Dach teilweise ab und servierten nur Brot und Wasser, um die Eminenzen zur Eile zu drängen. Ganz anders 1503: Nach dem Tod Pius’ III. wählten die Kardinäle innerhalb von zehn Stunden Giuliano della Rovere zu Julius II. – er hatte die Stimmen bereits gezielt gesammelt. In jüngerer Zeit war die Wahl 1978 von Albaner Papst Johannes Paul I. mit 26 Stunden die flotteste. Seither pendelt die Dauer meist zwischen zwei und fünf Tagen, weil das Dreiviertel-Quorum 2013 auf zwei Drittel abgesenkt wurde.

FAQ 6

6)

Welche Rolle spielen Michelangelos Fresken für die Wahlatmosphäre?

Alle Blicke richten sich auf die gigantische „Weltenrichterwand“: Christus thront als strenger Richter – ein ständiges Memento mori für die wahlenden Kardinäle. Historiker berichten, dass im barocken Zeitalter einige Purpurträger kleine Vorhänge vor die nackten Körper im Fresko pinnten, um Ablenkung zu vermeiden. Erst das 1994 abgeschlossene Restaurationsprojekt brachte die leuchtenden Farben zurück; seitdem scheint die Kapelle noch bemerkenswerter. Interessanter Nebeneffekt: Während der Restaurierung wich das 1992 Konklave probeweise in die Sala del Trono aus, was man als wenig inspirierend empfand. Kardinal Cassidy scherzte, ohne die „drohenden Blicke des Jüngsten Gerichts“ fehle der moralische Druck, rechtzeitig fertigzuwerden.

FAQ 7

7)

Wie mischten sich weltliche Mächte früher in Papstwahlen ein – und wann endete das Vetorecht?

Vom 17. bis ins frühe 20. Jahrhundert konnten katholische Großmächte einmal pro Konklave ein „Jus exclusivae“ aussprechen. 1903 verhinderte Österreich so die Wahl des reformfreudigen Kardinals Rampolla. Empört verbot Pius X. dieses Veto sofort per Commissum Nobis. Zuvor hatten Spanien, Frankreich und das Heilige Römische Reich mehrmals eingegriffen – mal offiziell, mal durch verdeckte Intrigen. Heute sind politische Einflüsse subtiler: Presse-Kampagnen, Kirchenfinanzierung oder diplomatische Signale versuchen Kandidaten zu stärken oder zu schwächen. Doch seit 1970 stehen Kardinäle unter Pönitentiar-Strafe, sollten sie vorab Absprachen mit Regierungen treffen. Modernes Lobbying gibt es zwar noch, aber hinter verschlossenen Türen – mit Handyverbot und Lauschschutz.

FAQ 8

8)

Welche logistischen Details – vom Essen bis zu den Stimmzetteln – sichern die Geheimhaltung?

Seit 2005 logieren die Kardinäle im Gästehaus Santa Marta – streng bewacht, abhörsicher. Mikrofone werden vor Ankunft verplombt, Fensterspalten versiegelt. Jedes Tablett Essen geht durch Röntgenkontrollen; Wasserkrüge sind numeriert, damit keine Botschaften „in der Suppe“ landen. Die Stimmzettel bestehen aus faserarmem Baumwollpapier, das sich rückstandsfrei verbrennt. Nach der Wahl prüft ein Notar, ob alle Notizen geschreddert wurden. Selbst die Chemikalienmischung für den Rauch ist als „Staatsgeheimnis“ klassifiziert. Journalisten witzeln: „Im Vatikan kommt der weiße Rauch leichter hinaus als ein Whistleblower hinein.“ Bisher hat kein Kardinal ein Selfie aus der Wahlkabine gepostet – ein klarer Erfolg der Sicherheitsarchitekten.

FAQ 9

9)

Wie verändert sich das Kardinalskollegium im 21. Jahrhundert?

Johannes Paul II. und Franziskus ernennen gezielt Kardinäle aus „Peripherie-Bistümern“: Mindelo (Kap Verde), Tonga, Juba (Südsudan). Damit soll das Konklave die demografische Realität widerspiegeln: 66 % der Katholiken leben südlich des Äquators, während Europa nur noch 23 % stellt. Beobachter sprechen von einer „Umfärbung des Purpurs“. Auch Berufsprofile wandeln sich: Neben Kurien-Veteranen sitzen inzwischen Ordensleute, Bibelwissenschaftler, Umweltbischöfe. Manche Analysten erwarten, dass beim nächsten Konklave mehr als die Hälfte der Wähler Franziskus-Ernennungen sein werden – ein Machtfaktor, der die Wahlrichtung bestimmt. Dennoch bleibt Italien mit knapp 20 Stimmberechtigten die größte nationale Gruppe und verfügt über die Heimspiel-Vorteile des Vatikans.

FAQ 10

10)

Was passiert, wenn kein Papst gefunden wird – existiert ein Notfallplan?

Konstitution Universi Dominici Gregis sieht nach 33 Wahlgängen eine Gesprächspause vor. Danach kann per absoluter Mehrheit entschieden werden, ob man das Quorum senkt oder nur zwischen den beiden frontrunnern abstimmt. Theoretisch könnte ein Konklave vertagt werden, doch seit 1846 ist das nie geschehen. Für den Fall, dass ein Kandidat unmittelbar nach der Wahl stirbt, würde man unverzüglich neu abstimmen; bis dahin führt der Kardinaldekan die Geschäfte. Ein kurioser Präzedenzfall: 1276 starb Hadrian V. noch vor der Priesterweihe – es brauchte prompt das nächste Konklave. Kurz gesagt: Der Vatikan hat für fast jedes Szenario ein Drehbuch, damit der Stuhl Petri nie lange verwaist.

Was sind FAQ?

Die Abkürzung FAQ kommt aus dem Englischen und bedeutet „Frequently asked Questions“,
d.h. häufig gestellte Fragen.

In dieser Rubrik erhalten Sie von uns kurz und knapp die wesentlichsten Fakten zu aktuellen Themen:

10 Fragen – 10 Antworten – …und schon sind Sie gut informiert. Viel Spaß!

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